Wiedergeburt

Wiedergeburt: Alle in Indien entstandenen Religionen setzen die Wiedergeburt als naturgegeben voraus und empfinden diese als Zwang. Erlösung wird folglich als Befreiung von diesem Zwang verstanden. Der Gedanke der Wiedergeburt hat zwar auch in der westlichen Philosophiegeschichte prominente Vertreter, wie z. B. Pythagoras oder Platon, wird von diesen aber als neue Chance gedeutet. Anders als der Hinduismus leugnet der Buddhismus die Existenz einer unabhängigen und ewigen Seele (Anatman) und versteht daher die Lehre von der Wiedergeburt als eine Kette von Kausalzusammenhängen, deren einzelne Protagonisten nur durch die Wirkung von »Tatabsichten« verbunden sind, welche die Wiedergeburt ohne Seelenwanderung – besser »das bedingte Entstehen« – verursachen. Alle Wesen sind Produkte von karmischen Bedingungen und haben mit ihren »Vorexistenzen« einen karmisch-kausalen Zusammenhang gemeinsam, der gewissermaßen vererbt wurde. In diesem Zusammenhang wirft die Tradition des tibetischen Buddhismus, eine Folge von geistlichen Würdenträgern (z. B. die des Dalai Lama) zu einer Kette von Inkarnationen zu verknüpfen, gewisse Probleme auf, da der Buddha die Existenz einer verbindenden Seele ja verneint hat. Auch für den Dalai Lama muss aus buddhistischer Sicht gelten, dass er mit seinem Vorgänger nicht seelenidentisch ist, sondern mit diesem durch das »bedingte Entstehen« verbunden und insofern von diesem auch nicht völlig verschieden ist.