Lexikon

Mahayana

(sanskr., wörtl.: das große Fahrzeug): seit dem 1. Jh. v. Chr. eine der drei großen Richtungen des Buddhismus. Der Mahayana-Buddhismus unterscheidet sich vom älteren Theravada-Buddhismus durch eine andere Auffassung der Anatman-Lehre. Buddha betonte, dass alle Dinge »leer« sind (wie auch Gefäße leer sein können) und dass diese Erkenntnis zur Befreiung führt. Der Mahayana-Buddhismus wendet diese Aussagen dahingehend, dass alle Dinge »Leerheit« sind. Diese philosophische Verschiebung hatte weit reichende Folgen, da die »Leerheit« dann als das Absolute erkannt wurde. Wenn alles »Leerheit« und deswegen das eine Absolute ist, sind alle Wesen nicht vom Absoluten getrennt und als solche im Kern erlöst. Die Anhänger des Mahayana-Buddhismus folgen dem Bodhisattva-Ideal  und tragen daher für alle Wesen Sorge. 

Mammon

Alter Ausdruck für »Geld« , materielle Güter.

Mandela, Nelson

Mandela, Nelson (1918–2013) bekämpfte sein Leben lang die Apartheid, die Diskriminierung der Schwarzen in Südafrika. Aufgrund seines Aktivismus wurde er verhaftet und verbrachte fast 27 Jahre im Gefängnis. Von 1994 bis 1999 war Nelson Mandela der erste schwarze Präsident Südafrikas. Auch in dieser Position setzte er sich für Versöhnung und ein gutes Leben für alle Menschen ein.

Manna

heißt die Nahrung, die die hungrigen und sich nach den Fleischtöpfen Ägyptens zurücksehnenden Israeliten in der Wüste fanden. Man hat dafür natürliche Erklärungen gesucht, z. B. könnte es sich bei Manna um die Ausscheidung der Tamariskenschildläuse handeln. Den biblischen Erzählern geht es wohl darum, dass Gott den Menschen jeden Tag neu gibt, was sie zum Leben brauchen.

Mannheimer, Max

Mannheimer, Max (*1920 Neutitschein, Tschechien, †2016 München) wurde als ältestes von fünf Geschwistern geboren, machte eine kaufmännische Ausbildung, musste aber nach dem Anschluss seiner Heimat an das Deutsche Reich 1938 im Straßenbau arbeiten. 1943 wurde er aufgrund seiner jüdischen Abstammung zusammen mit seiner Familie deportiert. Seine Eltern, seine erste Frau und drei seiner Geschwister wurden in Auschwitz-Birkenau ermordet, nur Max und sein Bruder Edgar überlebten mehrere Todeslager. 1946 zog Mannheimer nach München. Bis unmittelbar vor seinem Tod hielt er an Schulen in ganz Deutschland Vorträge, um vor allem Jugendliche über die Verbrechen des NS-Regimes aufzuklären.

Mantra

Mantra: Ein Mantra ist ein meist kurzer heiliger Text, eine Formel oder ein Spruch, der zu bestimmten Anlässen rezitiert wird. Dem Wortsinn nach bedeutet Man-Tra: Mittel zum Denken. Ein Mantra ist also auch eine Hilfe zur Konzentration und zur fokussierten Ausrichtung der Gläubigen. Die katholische Praxis des Rosenkranz-Betens könnte man auch als Mantra-Rezitation deuten.

Marcuse, Ludwig

(*1894 in Berlin, †1971 in Wiessee): Philosoph und Schriftsteller, emigrierte als Jude während der Zeit des Nationalsozialismus in die USA und kehrte in den 60er-Jahren nach Deutschland zurück.

Maria

hebräisch Miriam, Jesu Mutter, wurde vermutlich sehr jung mit dem Bauhandwerker Josef verlobt. Zusammen mit Jesus und seinen jüngeren Geschwistern führte sie in Nazareth ein einfaches Leben. Nachdem Jesus das Haus verlassen hatte, um Wanderprediger zu werden, gab es offenbar Konflikte zwischen Mutter und Sohn. Erst unter dem Kreuz (so Joh 19,25 ff.) konnte sie seinen Weg akzeptieren. Besonders in der katholischen Kirche wird Maria voller Andacht verehrt. Doch auch Martin Luther sprach voller Hochachtung von ihr: An dieser armen jungen Frau, so meinte er, die ganz ohne eigene Vorleistung von Gott zur Mutter des Erlösers erwählt wurde, könne man die Gnade Gottes sehen.

Markusevangelium

Markusevangelium: Das Markusevangelium ist das älteste und kürzeste der vier Evangelien. Die Verfasser des Matthäus- und des Lukasevangeliums haben diesen Text als Grundlage genommen und durch eigene Quellen erweitert. Das Markusevangelium ist vermutlich um 70 n. Chr. in Syrien entstanden. Die Schilderung des Wirkens Jesu setzt hier erst mit der Taufe des (erwachsenen) Jesus durch Johannes den Täufer ein; inhaltlich liegt der Schwerpunkt auf der Passionsgeschichte.

Marquard, Odo

(*1928), deutscher Philosoph. Odo Marquard, der neben Philosophie auch Germanistik und Theologie studierte, ist vor allem durch seine Essays bekannt. In seinen Publikationen hat er sich z. B. mit der Geschichts- und Naturphilosophie des deutschen Idealismus und der Anthropologie auseinandergesetzt. Er versteht den Menschen als »Mängelwesen«, der durch die »Lebenskürze« gar nicht umhin kann, in vielen Aspekten an die Konvention anzuknüpfen.

Marti, Kurt

Marti, Kurt (1921–2017) war ein Schweizer Pfarrer und Schriftsteller. Er veröffentlichte u. a. Gedichte, Predigten und Aufsätze und engagierte sich für Frieden und soziale Gerechtigkeit. Einige seiner Gedichte wurden vertont und werden im Gottesdienst gesungen.

Märtyrer

(von griechisch martyrion: Zeugnis, Beweis) sind Menschen, die verfolgt werden oder den Tod erleiden, um ihren Glauben zu bezeugen. Darüber hinaus werden auch Menschen »Märtyrer« genannt, die wegen ihrer (z. B. politischen) Überzeugung verfolgt und umgebracht werden. Der Märtyrerbegriff wird missbraucht, wenn damit Gewalt gegen Andersdenkende gerechtfertigt werden soll (z. B. im Fall von terroristischen Selbstmordattentaten).

Marx, Karl

(*1818, †1883 in London) wirkte als Philosoph, Gesellschaftstheoretiker und Ökonom. Vielen Menschen heute ist er vor allem als einer der bedeutendsten Religionskritiker der Moderne und einflussreichster Theoretiker des Kommunismus und Sozialismus bekannt. In seinem dreibändigen Hauptwerk »Das Kapital« (1. Bd. 1867 veröffentlicht; Bde. 2 und 3 posthum durch Friedrich Engels herausgegeben) übt er grundsätzliche Kritik am Kapitalismus, indem er auf die Ausbeutung der Arbeiter verweist, die Unversöhnlichkeit der Interessen von »Proletariern« (Arbeitern) und der »Bourgeoisie« (Kapitalisten, Arbeitgeber) betont und die Arbeit im Kapitalismus als »entfremdete« Arbeit bezeichnet, die dadurch charakterisiert ist, dass sie nur noch auf das Erzielen von Tauschwerten ausgerichtet sei – statt Ausdruck freier, schöpferischer Tätigkeit zu sein oder sich zumindest an dem Gebrauchswert von Arbeit auszurichten.

Materialismus

Materialismus ist als philosophisches Konzept eine Form der Erkenntnistheorie oder Ontologie (Seinslehre) aus einem einzigen Prinzip, nämlich dem Stofflichen (»Materie«) und seinen Eigenschaften bzw. Wirkmechanismen. Diese Bedeutung ist im Unterschied zu umgangssprachlichen Verwendungen von »materialistisch« (im Sinne von »habgierig«, »konsumgetrieben« usw.) zunächst wertneutral.

Mauren

(abgeleitet von griech. mauros: dunkel) sind ein muslimisches nomadisierendes Berbervolk. Im Mittelalter nannte man die Mauren meist Sarazenen.

maurisch

(von griech. mauros: dunkel): Die Mauren sind ein muslimisches nomadisierendes Berbervolk. Im Mittelalter nannte man sie meist Sarazenen.

Mediator

ein Vermittler in einem Konflikt; bei einer Mediation versuchen die Gegner in einer Auseinandersetzung freiwillig, diese (außergerichtlich) zu lösen.

Medina

ist eine Stadt im Westen von Saudi-Arabien. Sie liegt rund 300 Kilometer nördlich von Mekka. Der Name bedeutet »Stadt des Propheten«. Medina ist den Muslimen fast ebenso wichtig wie Mekka, denn dort konnte der Prophet Muhammad, nachdem er im Jahr 622 seine Heimatstadt Mekka aufgrund von Anfeindungen verlassen musste, viele Menschen für seine Religion begeistern. Vor der Einwanderung Muhammads wurde diese Stadt »Yathrib« genannt. In Medina befindet sich auch das Grab des Propheten.

Meditation

(lat. meditari: nachsinnen, nachdenken) ist ein Begriff aus der mittelalterlichen Mystik und beschreibt ursprünglich das nachspürende Sinnen über ein Bibelwort. Mittlerweile werden mit Meditation vielfältige Übungsformen und Methoden bezeichnet, die sowohl Konzentration als auch Achtsamkeit sowie Versenkung und körperliche Übungen umfassen können.
Auch innerhalb des Buddhismus sind die Anleitungen zur Übung unterschiedlich, so lehrt der Theravada-Buddhismus besonders die Achtsamkeits-Meditation (Vipassana), während in der Soto-Richtung des Zen das Shikantaza, das Nur(!)-Sitzen, gelehrt wird, bei dem der Meditierende nichts tut als wirklich nur Sitzen – eine der anspruchsvollsten Übungen, weil die Versuchung, etwas daraus zu machen, sehr groß ist.
Eine grundlegende Übung, die im Zen oft empfohlen wird, ist das Atemzählen, bei dem man gesammelt sitzt und bei der Ausatmung innerlich je eins weiter bis Zehn zählt, um dann wieder bei Eins zu beginnen. Die Phasen der Meditation im Sitzen werden durch eine sehr langsame Gehmeditation (Kinhin) unterbrochen.

Mekhilta

bezeichnet einen Talmudkommentar zum 2. Buch Mose. Als Redakteur gilt Rabbi Jischmael ben Elischa.

Mekka

ist die Geburtsstadt des Propheten Muhammad im heutigen Saudi-Arabien. Sie gilt als heiligster Ort des Islam und ist Ziel der Hadjj.

Melanchthon, Philipp

1497 als Sohn eines Waffenschmieds geboren, studierte an der Uni­ver­sität Heidelberg und schloss das Studium 1514 mit der Magisterpromotion ab. 1518 erhielt Me­lanchthon den Ruf als Professor für Griechisch und Hebräisch an die neu gegründete Universität Wittenberg. Seine Kontakte zu Martin Luther, der ebenfalls an der Witten­berger Universität lehrte, führten schließlich zu einer engen Freundschaft der Männer und dem gemeinsamen Einsatz für die reformatorischen Ideen. Auf dem AugsburgerReichstag 1530 vertrat Melanchthon die Sache der Reformation. Er starb 1560.

Memento mori!

(lat.: Gedenke des Sterbens!, wörtl.: zu sterben!) ist wahrscheinlich eine Verkürzung oder Verballhornung des »Memento moriendum esse«, »Denke daran, dass du sterben musst« aus der mittelalterlichen Mönchsliturgie. Der Ausspruch ermahnt dazu, die eigene Vergänglichkeit nicht zu vergessen und ihr entsprechend zu leben.

Menchu, Rigoberta

 1959 in Chimel, Gua­te­mala, setzt sich für Menschenrechte in Guatemala ein. 1992 erhielt sie den Friedensnobelpreis.

Mendelssohn, Moses

(* 1729 in Dessau, † 1786 in Berlin) ist ein berühmter jüdischer Philosoph. Er versuchte, die jüdischen Traditionen mit dem christlich-theologischen und philosophischen Denken seiner Zeit zu vermitteln. Er übersetzte die Fünf Bücher Mose und die Psalmen für seine jüdischen Zeitgenossen und -genossinnen ins Deutsche und wurde deshalb »der jüdische Luther« genannt. Aus seiner Familie gingen zahlreiche berühmte Künstler, Gelehrte, Bankiers und Industrielle hervor, z. B. die Schriftstellerin Dorothea Schlegel, der Komponist Felix Mendelssohn-Bartholdy und dessen Sohn Paul, der Firmengründer von AGFA.

Mennoniten

Die Mennoniten – eine Freikirche – gehören zu den pazifistischen Friedenskirchen, die Gewalt und Militärdienst ablehnen. Die Gemeinschaft geht auf die Täuferbewegungen der Reformation zurück; nur Erwachsene werden getauft. Namensgeber ist der Theologe Menno Simons (1496–1561). Aufgrund von Verfolgungen wanderten viele Mennoniten im 18. Jahrhundert nach Osteuropa und Nordamerika aus; Mennoniten gibt es heute auf der ganzen Welt.

Menora

(hebr., Pl. Menorot) bezeichnet einen siebenarmigen Leuchter nach dem Vorbild des Leuchters im Zweiten Tempel. Sie ist eines der Symbole des Judentums.

Menschenrechte

Menschenrechte sind die unveräußerlichen Rechte, die jedem Menschen von Natur aus (Naturrecht), einfach dadurch, dass er ein Mensch ist, zukommen, z. B. das Recht auf Leben und Unversehrtheit, Glaubens- und Gewissensfreiheit, Gleichheit, Eigentum, Widerstand gegen Unterdrückung, Freizügigkeit, Versammlungsfreiheit, freie Wahlen, Erwerbsmöglichkeit und gerechten Lohn sowie auf Bildung. Sie sind den staatlichen Rechten vorgeordnet. Wichtige Meilensteine in der Entwicklung der Menschenrechte sind: die amerikanische Unabhängigkeitserklärung mit der Virginia Bill of Rights, dem ältesten Menschenrechtskatalog (1776), die französische Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte (1789), die Verabschiedung der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte durch die Vollversammlung der Vereinten Nationen (1948) und die Unterzeichnung der europäischen Menschenrechtskonvention (1950), für deren Einhaltung der europäische Gerichtshof für Menschenrechte eingerichtet wurde. Umstritten ist, inwieweit sie auf religiöse Vorstellungen zurückgehen. Auf der einen Seite gelten sie unabhängig von jeder verfassten Religion, auf der anderen Seite ist zu fragen, ob eine unverfügbare Menschenwürde unabhängig von Religion begründet werden kann. In jedem Fall stehen die Menschenrechte einem christlichen Menschenbild und christlicher Ethik (z. B. dem Dekalog) inhaltlich nahe.

Menschenrechte

sind die unveräußerlichen Rechte, die jedem Menschen von Natur aus (Naturrecht), einfach dadurch, dass er ein Mensch ist, zukommen, z. B. das Recht auf Leben und Unversehrtheit, Glaubens- und Gewissensfreiheit, Gleichheit, Eigentum, Widerstand gegen Unterdrückung, Freizügigkeit, Versammlungsfreiheit, freie Wahlen, Erwerbsmöglichkeit und gerechten Lohn sowie auf Bildung. Sie sind den staatlichen Rechten vorgeordnet. Wichtige Meilensteine in der Entwicklung der Menschenrechte sind: die amerikanische Unabhängigkeitserklärung mit den Virginia Bill of Rights, dem ältesten Menschenrechtskatalog (1776), die französische Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte (1789), die Verabschiedung der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte durch die Vollversammlung der Vereinten Nationen (1948) und die Unterzeichnung der europäischen Menschenrechtskonvention (1950), für deren Einhaltung der europäische Gerichtshof für Menschenrechte eingerichtet wurde. Umstritten ist,  inwieweit sie auf religiöse Vorstellungen zurückgehen. Auf der einen Seite gelten sie unabhängig von jeder verfassten Religion, auf der anderen Seite ist zu fragen, ob eine unverfügbare Menschenwürde unabhängig von Religion begründet werden kann. In jedem Fall stehen die Menschenrechte einem christlichen Menschenbild und christlicher Ethik (z. B. dem Dekalog) inhaltlich nahe.

Menschensohn

Menschensohn bezeichnet im Aramäischen, der Sprache Jesu, zunächst einfach einen Menschen. Jesus hat vermutlich von sich selbst als »Menschensohn« gesprochen und damit seine Menschlichkeit betont. Der Titel kommt aber auch in einigen jüdischen Visionen des Weltendes (Apokalypsen) vor; erstmals in Dan 7,13 wird ein himmlischer »Menschensohn« als Weltenrichter erwähnt. Auch diese Bedeutung scheint in der Verwendung des Menschensohn-Titels für Jesus durch.